Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts haben fünf Grundsätze festgelegt, welche die wahre, bibeltreue christliche Lehre ausmachen:

„Allein aus Glauben“ (sola fide)

Der Mensch wird nicht aufgrund eines guten, vorbildlichen, fehlerlosen Lebensstils gerettet, sondern weil er an Jesus Christus glaubt (NT, Römer 3,21-4,6; -> Evangelium).

„Allein die Bibel“ (sola scriptura)

In Glaubensfragen hat die Bibel – und nicht etwa die Kirche – die oberste Autorität.

„Allein aus Gnade“ (sola gratia)

Der Mensch muss/kann sich nicht durch eigene Leistung zu Gott hocharbeiten. Er muss/kann keinen Beitrag an seine Erlösung leisten. Gott hat aus reiner Gnade entschieden, dass Jesus für alle Menschen den Weg zu Gott frei macht (vgl. NT, Epheser 2,4-9; -> Evangelium).

„Allein Jesus Christus“ (solus christus)

Der Weg zu Gott führt allein über Jesus Christus (NT, Johannes 14,6; 1. Timotheus 2,5-6; -> Evangelium).

„Allein Gott die Ehre“ (soli deo gloria)

Alle Ehre gehört Gott. Das durch den -> Heiligen Geist geleitete christliche Leben ist ein Wohlgeruch für Gott (vgl. NT, 2. Korinther 2,15). Es geht im Leben weder um mich, noch um den Pastor, nicht einmal um die Not der Menschen – es geht letztlich immer um Gott – ER steht über all dem.

Lehren oder Ideologien, die von diesen Grundsätzen abweichen und etwas anderes ins Zentrum stellen, sind aus christlicher Sicht Irrlehren. Gruppierungen, die einer Irrlehre folgen und sich dabei von der ursprünglichen Gemeinschaft (Kirche) abspalten, nennt man Sekten. Irrlehren erkennt man oft daran, dass man für das Heil oder die Rettung selber etwas leisten, oder zumindest beitragen muss. Das kann in Form von Geld sein, welches die Sekte von einem verlangt. Häufig wird auch das -> Missionieren von der -> Sekte als Pflichtübung für die eigene Rettung gefordert. Dabei geht es weniger darum, dass Menschen wirklich gerettet werden, sondern darum, dass die Zahl der Mitglieder zunimmt. Folgende zwei Merkmale weisen ebenfalls darauf hin, dass es sich um eine sektenhafte Gruppierung handelt:

Der „Guru“

Bei Sekten dreht sich häufig alles um eine Leitfigur (Guru). Diese Person beansprucht für sich absolute Autorität bis hin zu Unfehlbarkeit. Diese Eigenschaften treffen jedoch nur auf Gott selber, bzw. Jesus Christus zu (Zu Autorität vgl. AT, Jesaja 48,13; Hiob, Kapitel 38-41; NT, Matthäus 23,8-10; 1. Korinther 8,6; Offenbarung 14,7; Zu Unfehlbarkeit vgl. NT, Hebräer 7,26; Jakobus 1,17). Ebenso widersprechen diese Anmassungen den reformatorischen Grundsätzen von „solus christus“ und „soli deo gloria“.

Abgrenzung bis Abschottung

Oft ist es so, dass sich sektenähnliche Gemeinschaften von der übrigen Gesellschaft abgrenzen. Das kann bis zur vollständigen Abschottung und Kontaktsperre nach aussen gehen. Vordergründig wohl, weil sie nicht in Kontakt mit der „verdorbenen Aussenwelt“ kommen wollen. Hintergründig wohl eher, damit die Mitglieder nicht Verdacht schöpfen, dass an der Lehre der Gruppe „etwas faul“ sein könnte. Demnach ist es auch schwer, Warnungen von aussen in die Gruppe hinein zu tragen. Interessanterweise hat Jesus Christus etwas völlig anderes vorgelebt. Er ging mitten hinein in die verdorbene Welt, zu den Menschen, die unter ihrer -> Sünde litten (vgl. -> Heil / gerettet sein). Er sagte: „Kommt her zu mir, alle, die ihr unter eurer Last leidet!“ und „Ich bin gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten!“ (vgl. NT, Matthäus 11,28; Lukas 19,10).